Körperinszenierungen und weibliche Körperlichkeit
Zum emanzipatorischen Potential in Frau-Frau-Therapien
Betrachten wir die psychotherapeutische Behandlung als einen Ort
von (noch) Nicht – Gelebtem, dann kann die Suche nach dem emanzipatorischen
Potential nicht nur unter behandlungstechnischen Fragestellungen betrachtet
werden, sondern auch vor dem gesellschaftlichen Kontext.
Denn soziokulturelle
Geschlechtervorstellungen sind aufs Engste mit spezifischen Beziehungsdynamiken
in den Frau-Frau-Behandlungen verwoben. Dabei kommen der Abwertung des
weiblichen Körpers und dem Homosexualitätstabu – so meine These- mehr
noch als der Aggressionshemmung zentrale Bedeutung zu.
Frauen haben – so eine weitere These - ein intuitives Wissen darüber, dass ihre Symptome zugleich zentrale weibliche Lebensthemen tangieren. Auf der Suche nach einer Sprache, die ihre weiblichen Körper- und Beziehungserfahrungen repräsentieren, wählen Frauen bevorzugt Therapeutinnen. Dabei symbolisiert „wenn unsere Lippen sich sprechen“ (vgl. Irigaray) die notwendige Suche nach einer sinnhaften Sprache, die die Besonderheiten des weiblichen Körpers aufzunehmen vermag (Gleichzeitigkeit der Besonderheiten des weiblichen Körpers, die der sinnhaften Worte bedürfen, um verstanden und integriert zu werden.)
Dass sich dies auch für Frauen als schwieriges Unterfangen erweist, da eine Sprache des Weiblichen in unserer Kultur fehlt, prädestiniert die Körperpsychotherapie in besonderer Weise den Körper neu zu denken und zu sprechen.